Ist Kratzputz Kulturerbe?

„Es ist eine historische Handwerkstechnik, die auf dem besten Wege ist, „immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO zu werden: „Kratzputz“, so wie er im Hinterland schwerpunktmäßig in Holzhausen vorkommt, könnte einer der Vorschläge des Landes Hessen für die Aufnahme in die Kulturerbe-Liste werden.

Die mit Kratzputz verzierten Fachwerkhöfe und -häuser prägen das Ortsbild mancher Dörfer in Hessen, heißt es in der Begründung des Vorschlags. Ähnlich wie die Trachten hätten sich auch diese aufwendig gestalteten Putze über Jahrhunderte zu einer Besonderheit und einem Erkennungsmerkmal der jeweiligen Region entwickelt. Deshalb hat die Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege in der Propstei Johannesberg bei Fulda die Aufnahme dieser verzierenden Putztechnik in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland beantragt.

Land Hessen darf zwei Vorschläge für die Bundesliste einreichen

Als immaterielles Kulturerbe gelten überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, darstellende Künste, Bräuche, Rituale und Feste, traditionelle Handwerkstechniken, Wissen und Fertigkeiten. Die Kratzputztechnik gilt als baugestalterische Tradition, die vom 17. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts angewendet wurde. Dabei modellieren und verzieren die Handwerker mit unterschiedlichen Werkzeugen den noch feuchten Putz. Als Motive dominieren dabei Figuren, Blumen, Symbole und einfache grafische Formen. Bei der Gestaltung kommen neben den Werkzeugen auch Reisigbündel oder Nagelbretter und Holzstempel zum Einsatz.

Als Grundlage zur Bewahrung lebendiger Ausdrucksformen kulturellen Erbes hat die UNESCO schon 2003 die „Konvention zur Erhaltung immateriellen Kulturerbes“ geschaffen. Sie ist 2006 in Kraft getreten. Die Bundesregierung ist diesem Übereinkommen erst 2012 beigetreten.

Die Industrie- und Handelskammer Kassel hat mit dem Holzhäuser Malerbetrieb Donges einen der mit dieser traditionellen Technik am versiertesten arbeitenden Handwerksbetrieb ausfindig gemacht. „Die nachweislich ältesten  von der Firma Donges hergestellten Putzfelder tragen die Jahreszahl 1782 und den Firmennamen“, heißt es in einem Rundschreiben. Sicher gelagert sind diese Nachweise im Depot des Freilichtmuseums Hessenpark in Neu-Anspach.

Zehn Anträge auf Aufnahme in die Kulturerbe-Liste sind beim Hessischen Wissenschaftsministerium eingereicht worden. Im Frühjahr 2014 entscheidet eine Jury darüber, welche hessischen Vorschläge für das bundesweite Verzeichnis aufgenommen werden sollen. Der Vorschlag „Kratzputz“ wird dabei nicht nur seitens der Hessenpark-Leitung befürwortet, sondern auch durch die ehemalige Konservatorin des Landesamtes für Denkmalpflege.“

 

Quelle: http://www.mittelhessen.de/lokales/region-marburg-biedenkopf_artikel,-Ist-Kratzputz-Kulturerbe-_arid,224941.html

Stand: 01.02.2014