Neuer Glanz für den Kirchturm

SANIERUNG Kreuz und Uhren der Auferstehungskirche werden vergoldet

Es ist ein Auftrag, wie man ihn nicht alle Tage bekommt. Etwas Besonderes, selbst für einen alteingesessenen, erfahrenen Handwerksbetrieb wie den von "Malermeister Donges" in Holzhausen. Mit Kompetenz, Engagement und einer guten Prise Stolz sind dort Hans-Peter Donges und seine Mitarbeiter dabei, Kirchenkreuz, Zifferblätter und Zeiger der Kirchturmuhren zu vergolden.

 
Fingerspitzengefühl und exaktes Timing sind nötig, soll diese so spezielle Arbeit gelingen. Das wird dem Laien klar, lässt er sich von Donges den Arbeitsprozess von der Demontage des Kreuzes in 20 Metern luftiger Höhe der Kirchturmspitze bis zum geplanten Wiedermontieren nach erfolgreicher Arbeit erklären.
 
Die evangelische Kirchengemeinde Holzhausen lässt derzeit den Turm ihrer Auferstehungskirche sanieren. Und getreu dem Motto, "wenn schon, denn schon" nutzt man die Gelegenheit, da ein hohes Gerüst rund um den Turm aufgebaut ist, um auch Kreuz und Uhren in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
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"Leicht war es nicht, das rund 80 Kilogramm wiegende Kreuz los zu bekommen," erzählt Seniorchef Hans Donges. Festgerostet war das zweieinhalb Meter hohe Gebilde. Es musste letztlich losgeschnitten werden. Das Kreuz besteht aus Stahl, die Kugel, auf der es ruht, ebenso wie die Teile der Uhren aus Kupferblech.

Inzwischen jedoch ruhen alle Teile in der Werkstatt des Holzhäuser Malerbetriebes. Dort arbeiten neben Chef Hans-Peter Donges auch Meister Hubertus Donges und die Auszubildende Alina Schneider an der Vergoldung der Teile.

"Zunächst mussten sämtliche Metallteile natürlich gründlich angeschliffen werden",  beschreibt der Malermeister das Vorgehen. Immerhin waren Uhren und Kreuz über 60 Jahre auf dem Kirchturm Wind und Wetter ausgesetzt gewesen.

Im Arbeitsprozess ist exaktes Timing unabdingbar, um den wertvollen Belag aufzutragen

Dann bereitet der Anstrich mit einem Haftprimer den Untergrund für den nächsten Anstrich vor. Das Kreuz erhielt eine "goldähnliche" Vorlackierung, die über eine Woche gut austrocknen musste, bevor es weitergehen konnte. Ein spezielles Anlegeöl ist das Mittel der Wahl, um die zarten Goldblätter dauerhaft auf dem Metall zu fixieren. Und von dem Moment seines Auftrages an, heißt es: genau das passende Zeitfenster für den Goldauftrag finden. Zwei unterschiedliche Öle kann der Maler dabei verwenden: eines, in das nach drei Stunden  innerhalb einer Stunde das Blattgold eingelegt werden muss. Ein anderes, das nach zwölf Stunden den Untergrund für die Vergoldung bereitet hat und dem Handwerker dann drei Stunden Zeit fürs weitere Bearbeiten lässt. "Wenn man sachte mit dem Finger darüber fährt, muss es leicht quietschen, dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen," macht Hubertus Donges vor.  Vorsichtig und passgenau wird die wertvolle, zarte Fracht des Transfergoldes aufgelegt, mit einem extra weichen Vergolderpinsel eingestrichen, gegebenenfalls mit den Fingern leicht  angedrückt, bevor das Trägerpapier abgezogen wird und das goldene Quadrat sichtbar ist. Jetzt noch mal weich die Übergänge nachpinseln und wieder ist die Vergoldung ein paar Zentimeter vorgerückt. "Wenn der Belag gut durchgetrocknet ist, wird er mit spezieller Watte poliert, anschließend ist das Ganze nur noch als geschlossene Goldfläche wahrnehmbar," kündigt Hans-Peter Donges an.

Ein bisschen Sorge macht es den Handwerkern noch, wie es gelingen wird, das dann frisch vergoldete Kreuz auf dem Kirchturm anzubringen. Denn immerhin muss das schwere Metallteil mit einem Flaschenzug bis auf die Kirchturmspitze gezogen und anschließend vor Ort festgeschweißt werden. "Wir werden es sehr gut verpacken, damit es keinen Schaden nimmt," so ist der Plan. "Das kriegen wir schon hin!" Schließlich soll dieser besondere Auftrag zu einem glücklichen und für lange Jahre weithin sichtbaren, guten Ende gebracht werden, sagt Altmeister Hans Donges und offenbart, dass neben dem kostbaren Blattgold auch ein Schuss Heimatverbundenheit verarbeitet ist: "Ist doch unsere Kirche!"

 

Quelle: http://www.mittelhessen.de/lokales/region-marburg-biedenkopf_artikel,-Neuer-Glanz-fuer-den-Kirchturm-_arid,367086.html

Stand 13.11.2014